Auf Streife zwischen den Fronten

Moviekritik: End of Watch
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Es ist eine brutale Realität, der sich die beiden Streifenpolizisten Brian Taylor (Jake Gyllenhaal, «Brokeback Mountain») und Mike Zavala (Michael Peña, «World Trade Center») täglich stellen müssen. Unterwegs auf den Strassen von South Central, dem gefährlichsten Stadtteil von Los Angeles, erledigen sie ihren Job ebenso gewissenhaft wie erbarmungslos – angepasst an die Umstände, die sie umgeben. Immer dabei ist Taylors Kamera, die den ganzen Alltag dokumentiert. In einer Gegend, in der die Gangs das Sagen haben, versuchen die beiden den florierenden Drogen-, Waffen- und Menschenhandel zu unterbinden und am Ende der Schicht trotzdem heil nach Hause zu kommen.

 

Denn auch im Privatleben gibt es für die beiden einige Bewährungsproben. Zavala erwartet mit seiner Frau Gabby (Natalie Martinez, «Death Race») das erste Kind, während Taylor überzeugt ist, in Janet (Anna Kendrick, «Up in the Air») endlich die Frau fürs Leben gefunden zu haben. Das private Glück wird allerdings überschattet von der Gefahr, der sich die Männer im Job ständig aussetzen. Als sie eines Tages zufällig einem mächtigen Drogenkartell in die Quere kommen, werden sie zum Angriffsziel der Drogendealer, die ihnen eine heimtückische Falle stellen.

 

 

 

Regisseur David Ayer («Harsh Times») gelingt mit «End of Watch» eine realistische Millieustudie, die den Zuschauer von Beginn an in den Bann zieht. Der Einsatz von Handkameras, die verwackelte Bilder erzeugen, sowie Nahaufnahmen und aussergewöhnliche Blickwinkel heben die Distanz zwischen Zuschauer und Geschichte auf. Es ist nicht nur Taylor, der seinen Alltag dokumentiert. Auch die Gangster fangen alles mit der Kamera ein. Die subjektive Wahrnehmung, wie auch die Unmittelbarkeit der Ereignisse, erzeugen eine starke Spannung, der man sich schlecht entziehen kann.

 

Keine strahlenden Helden

 

Aber auch die Tatsache, dass Taylors Kamera nicht nur Berufliches, sondern ebenso Privates einfängt, trägt dazu bei, mit den Figuren mitzufühlen. Denn während Taylor und Zavalas Gespräche im Dienst entweder zu machohaft derb oder aber übertrieben tiefgründig wirken, zeigen die Bilder der Kamera die weichen Seiten der beiden Polizisten. Wir werden Zeugen der Geburt von Zavalas Baby und nehmen Teil an Taylors Hochzeit. So werden die beiden auch nicht als strahlende Helden mit weissen Westen dargestellt, sondern als gewöhnliche Menschen, die sich bisweilen vielleicht etwas zu beherzt und übereifrig ihrer Arbeit widmen.

 

 

Die fesselnde Optik von «End of Watch» lässt dabei fast vergessen, dass dem Film keine eigentliche Geschichte zugrunde liegt. Gezeigt werden bloss Ausschnitte aus dem Alltag der Streifenpolizisten. Doch das wird wettgemacht durch eine innovative Herangehensweise, die es so in diesem Genre noch nicht gegeben hat. Gegen Ende gewinnt der Film immer mehr an Fahrt. Besonders beim nervenaufreibenden Showdown bemerkt man als Zuschauer die fehlende Distanz und spürt die Welle der Gewalt, die plötzlich über die beiden Polizisten hereinbricht, praktisch am eigenen Körper.

 

Auch ohne eine ausgeklügelte Handlung ist «End of Watch» auf jeden Fall ein kurzweiliger, spannungsgeladener Actionfilm, der sich durch seinen eigenwilligen Stil von gängigen Polizeithrillern abhebt und der erfreulicherweise darauf verzichtet, die Polizisten entweder als makellose, strahlende Helden oder als korrupte Bösewichte darzustellen.

 

  • End Of Watch (USA 2012)
  • Regie: David Ayer
  • Drehbuch: David Ayer
  • Darsteller: Jake Gyllenhaal, Michael Peña, Anna Kendrick
  • Laufzeit: 109 Minuten
  • Kino-Start: 3. Januar 2012 

 

Sule Durmazkeser / Di, 01. Jan 2013